Fachgespräch „Nachhaltige KI – europäisch, innovativ und open source“ 11. Dezember 2024 Am 05. Dezember fand der Auftakt zur Fachgesprächsreihe „Mut macht digitale Zukunft“ der AG Digitales statt. Die Reihe knüpft an den „Mut Macht Zukunft“-Kongress der Grünen Bundestagsfraktion im September 2024 an. Ziel ist es, neue grüne Ideen vorzustellen und den Austausch über aktuelle digitalpolitische Fragen zu fördern. Den Auftakt bildete das Fachgespräch „Nachhaltige KI – europäisch, innovativ und open source“, moderiert von Maik Außendorf MdB, Sprecher für Digitalpolitik der Grünen Bundestagsfraktion. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage, wie Europa eine eigenständige, nachhaltige KI-Infrastruktur entwickeln kann, die auf Offenheit, Innovationskraft und Unabhängigkeit setzt. Maik Außendorf eröffnete die Veranstaltung mit einem Impuls, der die Dringlichkeit einer europäischen Antwort auf die globalen Entwicklungen in der KI-Industrie hervorhob. Er betonte, dass Europa eigene Stärken – wie transparente Regularien, starke Datenschutzstandards und Nachhaltigkeitsziele – nutzen müsse, um eine technologische und ökologische Alternative zu den großen internationalen Playern zu schaffen. In den Beiträgen der beiden Expert*innen wurden die Herausforderungen und Chancen einer nachhaltigen europäischen KI-Infrastruktur klar herausgearbeitet. Marina Köhn (Wissenschaftlerin, Umweltbundesamt) hob hervor, dass KI-Modelle wie ChatGPT nicht nur beim Training, sondern auch in der Anwendung erhebliche Energie- und Ressourcenverbräuche verursachen. Sie wies darauf hin, dass die Produktionsketten, von Chips bis hin zu Rechenzentren, oft mit erheblichen Umweltauswirkungen wie hohem Wasserverbrauch und Elektroschrott verbunden sind. Köhn betonte, dass Europa eine stärkere Regulierung dieser Aspekte brauche, insbesondere durch Transparenzpflichten und Sanktionen. Dabei müssten nicht nur europäische Standorte, sondern auch importierte Dienstleistungen in den Blick genommen werden. Stefan Schäfer (Head of International Product Marketing, OVHcloud) lenkte die Aufmerksamkeit auf technische Innovationen, die Europa als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit positionieren könnten. Er stellte die Vorteile von Wasserkühlung in Rechenzentren dar, die den Energieverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen luftgekühlten Systemen drastisch reduzieren können. Schäfer sprach sich zudem für längere Lebenszyklen von Servern aus, da diese nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch Kosten senken. Als Beispiel für europäische Innovationskraft nannte er Open-Source-Projekte wie Hugging Face und Initiativen zur Nachnutzung trainierter KI-Systeme. Diese Ansätze könnten Europa helfen, technologische Unabhängigkeit zu erlangen und nachhaltige Standards zu setzen. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass der Aufbau einer europäischen KI-Infrastruktur nicht nur technische, sondern auch politische und gesellschaftliche Fragen aufwirft. Teilnehmer:innen betonten, dass Europa auf seine Stärken wie erneuerbare Energien und starke Regulierung setzen müsse, statt die Geschwindigkeit und das Kapital von USA oder China imitieren zu wollen. Die Bedeutung einer europäischen Cloud-Infrastruktur wie Gaia-X wurde hervorgehoben, auch wenn bisherige Fortschritte begrenzt blieben. Kritisch wurde angemerkt, dass europäische Initiativen oft an mangelnder Geschwindigkeit oder finanziellen Mitteln scheitern – Faktoren, die bei zukünftigen Projekten stärker adressiert werden müssen. Besonders zentral war die Diskussion um Open Source als Schlüssel für eine nachhaltige und souveräne KI. Open-Source-Lösungen könnten nicht nur technische Abhängigkeiten reduzieren, sondern auch zu einer stärkeren Vernetzung und Nachnutzung von KI-Modellen in Europa führen. Der Aufbau einer solchen Infrastruktur erfordert jedoch klare Ziele und eine gemeinsame Vision: Welche Art von KI wollen wir entwickeln, und wie kann sie die großen Herausforderungen Europas, von Klimaschutz bis Digitalisierung, unterstützen? Dieses Fachgespräch war ein wichtiger Schritt, um den Weg für eine europäische KI-Infrastruktur zu ebnen, die Nachhaltigkeit, Innovation und Souveränität verbindet. Die Fachgesprächsreihe „Mut macht digitale Zukunft“ wird am 19. Dezember mit den Themen „Desinformation in digitalen Debattenräumen“ und „Deutschland-App“ fortgesetzt. Am 7. Januar 2025 folgt ein Gespräch zum Thema „Teilhabe der Zivilgesellschaft“.