Open Source Software ist ein wichtiger Hebel für den wirtschaftlichen Aufschwung

Open Source Software hat kein Preisschild und bleibt bei wirtschaftlichen Messungen bisher weitgehend unberücksichtigt. Ein Team von internationalen Wirtschaftswissenschaftler*innen ist der Frage nach dem monetären Wert von Open Source Software nachgegangen. Die Ergebnisse sind erstaunlich und sollten Unternehmen und Institutionen dazu motivieren, das Open Source Ökosystem zu unterstützen. Denn sie zeigen sehr deutlich, dass der Wert von Open Source Software häufig unterschätzt wird. Gäbe es keine Open Source Software und jedes Unternehmen müsste diese Lösungen kaufen oder selbst entwickeln, würden insgesamt Kosten in Höhe von 8,8 Billionen Dollar anfallen. Das zeigt den Wert der Open Source Software, die heute schon breit verwendet wird.

Unternehmen müssten in dem Szenario 3,5-mal so viel für ihre Software ausgeben, als sie es derzeit tun. 84 % der Mehrkosten würden für die sechs wichtigsten Programmiersprachen anfallen.

You cannot make any competitive software platform today without making use of open source software.” —Mirko Böhm, Head of Software, MBition/Mercedes-Benz

Darum brauchen wir mehr Open Source-Software

Open Source-Software (OSS) zeichnet sich dadurch aus, dass jede*r sehen kann, wie sie programmiert wurde. Das macht es wesentlich leichter, OSS zu verändern und wiederzuverwenden. Auch Schwellenländer können hiervon profitieren. OSS ist für alle frei zugänglich und macht uns frei von einzelnen Monopolen. Denn: Freie und quelloffene Software kann herstellerunabhängig wiederverwendet und angepasst werden kann.

Auch in der öffentlichen Verwaltung birgt der Einsatz von Open Source-Software entscheidende Vorzüge. Deswegen stärke ich Open Source überall und besonders in der Verwaltung. Ein Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags zeigt auf, dass Open Source-Software in vielen EU-Nachbarländern schon fest verankert ist und effektiv genutzt wird.

Eine Verwaltung, die Open Source-Software implementiert hat, kann frei von einzelnen Anbietern agieren. Sie genießt digitale Souveränität, schwächt Monopole und stärkt den fairen Wettbewerb. Neben niedrigeren Kosten durch die eingesparten Lizenzgebühren attestieren unabhängige Studien auch eine insgesamt gleichgroße oder sogar höhere Widerstandsfähigkeit gegen Hackerangriffe:

Es ist also immer ein erstrebenswertes Ziel, öffentliche Gelder in langfristige Open Source-Lösungen zu investieren. Mindestens 89% der Unternehmen aus einer großen Studie der Linux Fundation Europe stimmten 2023 der Aussage zu, dass OSS wertvoll für die Zukunft ihres Industriezweiges ist:

Was ist der aktuelle Status von OSS in Europa?

Trotzdem waren viele unserer Nachbarländer 2021 an uns vorbeigezogen, was den immateriellen öffentlichen Support von OSS angeht, wie auch folgende Abbildung zeigt:

Schweden, Dänemark, Belgien und Frankreich haben bereits Ministerien, Ämter und Institute gegründet, die sich explizit mit der Förderung und Koordination von OSS beschäftigen. Und das obwohl sehr viele OSS-Programmierer aus Deutschland kommen:

„UK and Germany are among the largest in the world in open source activity.”

Was sind die nächsten Schritte?

Als grüne Bundestagsfraktion haben wir uns bei der Ausarbeitung der Digitalstrategie 2023 für OSS Ausbau und Förderung stark gemacht und sind stolz, dass konkrete Verbesserungen für Open Source-Lösungen schon ihre Wirkung zeigen. Wie z.B. die Öffnung des Quellcodes im Projekt KoliBri der ITZBund im Oktober 2022. Hiervon profitiert u.a. das Projekt KERN extrem, welches sich für transparente, intuitiv nutzbare und barrierefreie Websites aller öffentlichen Einrichtungen widmet und hier neue Standards setzt.

Trotzdem ist für den breiten Einsatz von OSS in öffentlichen Einrichtungen, noch viel zu tun. Eine enge Abstimmung mit dem Wirtschaftsministerium ist nötig, um OSS im Vergaberecht zu priorisieren. Zudem werden wir Grüne auch in Anbetracht der anstehenden Europawahlen in diesem Jahr weiter für OSS eintreten und dafür einsetzen, OSS flächendeckend in der EU zu etablieren.

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