Praktikumsbericht meines Praktikanten Lukas

Lukas hat mich und mein Büro drei Monate lang im Bundestag begleitet. Wie er die Zeit erlebt hat, erzählt er hier:

Die Arbeit im deutschen Bundestag wie z.B. die Zusammenarbeit verschiedener Abgeordnetenbüros, das Aushandeln von Gesetzen oder der Ablauf von Lobbygesprächen erschien mir immer sehr abstrakt und schwer vorstellbar. In einem Praktikum im Abgeordnetenbüro sah ich deswegen vor allen Dingen die Möglichkeit, Einblicke hinter die Fassade des Bundestages zu erlangen und zu verstehen, wie Parlamentarismus und Demokratie in der Praxis abläuft. Maik war hierbei für mich als Abgeordneter der Grünen, der meinen Wahlkreis in Berlin vertritt und als Mitglied des Wirtschafts- und Digitalausschuss auch inhaltlich das Feld meines Studiums der Wirtschaftswissenschaften abdeckt, genau der richtige Kandidat.

Nach der Bewerbung und dem Verfassen eines Aufsatzes zu den Herausforderungen der Wirtschafts- und Digitalpolitik bekam ich schnell eine nette Rückmeldung aus dem Büro und wurde zum Gespräch eingeladen. In diesem ging es um inhaltliche Schwerpunkte von Maik, und inwieweit ich mich mit diesen auseinandergesetzt habe. Meinem Eindruck nach ging es aber auch viel um den personal fit und die Frage, inwieweit ich mich gut in das Büro-Team eingliedere. Nach dem Gespräch gab es schnell eine positive Rückmeldung und nach Unterschrift des Praktikumsvertrags, Beantragung des Hausausweises, Sicherheitscheck und einiger vorfreudiger Wartezeit auf das Praktikum war es Anfang Januar dann so weit. Maiks Büro liegt im Jakob-Kaiser Haus, an dessen Pforte ich an meinem ersten Tag herzlich empfangen wurde. Zu Beginn des Praktikums standen vor allem das Kennenlernen der Kolleg*innen, das Finden der Wege in den teilweise verwinkelten Liegenschaften des Bundestages, sowie das Lernen der Abkürzungen der Parlamentssprache im Vordergrund. Hierbei war es sicherlich vom Vorteil, dass meine erste Praktikumswoche noch zur sitzungsfreien Weihnachtszeit zählte.

Insgesamt teilt sich die Arbeit im Abgeordnetenbüro sehr stark in zwei Phasen auf. In den sitzungsfreien Wochen gilt es, vergangene Sitzungswochen nachzubereiten und kommende Sitzungswochen vorzubereiten. Häufig werden in den sitzungsfreien Wochen Zusammenfassungen vergangener Veranstaltungen und Termine geschrieben und es ist Zeit für die inhaltliche Auseinandersetzung und Einarbeitung in neue Themengebiete. Maik arbeitet in diesen Wochen meistens in seinem Wahlkreisbüro in Bergisch Gladbach und hat Termine vor Ort. Die Stimmung im Berliner Büro ist in diesen Phasen meistens gelassen und die Mitarbeiter*innen der Büros nehmen sich die Zeit, um parlamentarische Prozesse, anstehende Termine und vergangene Ereignissen zu diskutieren und zu erklären. Es bietet sich die Möglichkeit, aufgeschobene Projekte und Anfragen zu bearbeiten und fertigzustellen. In dieser Zeit arbeiten die Mitarbeiter*innen vermehrt im Home-Office. Anders in den Sitzungswochen: Hier hat Maik einen vollen und eng getakteten Terminkalender inklusive Sitzungen der AGs, Ausschüsse, Fraktion, Steuerungsgruppen und Reden im Parlament. Das Büro ist hier meistens bis auf den letzten Platz besetzt, häufig kommen kurzfristige Arbeitsaufträge rein und die Zeit ist knapper und muss sehr produktiv genutzt werden.

Ein großer Vorteil des Praktikant*innen-Daseins im Büro von Maik ist hier, dass man die Freiheit hat, in alle Ausschüsse und Sitzungen reinzugucken und bei Maiks Terminen dabei zu sein. Für die Praktikant*innen steht die Arbeit hier nicht immer im Vordergrund. Viel mehr legt das Büro auch Wert darauf, dass man die Zeit nutzen kann, um diverse Einblicke zu sammeln und verschiedene Veranstaltungen und Prozesse mitzuerleben. Gleichzeitig geben sich die Kolleg*innnen im Bundestags- und Wahlkreisbüro aber auch alle Mühe, die Praktikant*innen mit sinnvollen und spannenden Aufgaben zu versorgen. So bekommt man die Möglichkeit, das Büro organisatorisch und inhaltlich zu unterstützen und zu entlasten und erhält wertvolle Einblicke in die Arbeit der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen im Bundestag.

Der gewöhnliche Arbeitsalltag geht meistens zwischen 9 und 10 Uhr los. Zu den Aufgaben eines Praktis im Büro von Maik zählt unter anderem, morgens die Post und Pakete von der Poststelle abzuholen und im Büro zu öffnen und eine Vorsortierung vorzunehmen. Nachdem dies getan ist, hat man meistens die Möglichkeiten, einen Blick in die täglich aktualisierte Pressemappe zu werfen und einen Eindruck des neuesten politischen Geschehens zu bekommen. Grundsätzlich richten sich dann die anfallenden Aufgaben sehr nach persönlichen Interessen und Kenntnissen. So habe ich, als eher wirtschaftspolitisch interessierter Mensch, vor allem in diesem Bereich Aufgaben bearbeitet. Ganz konkret zählte dazu das Verfassen von Dossiers zu langfristig strategischen Ausrichtungen und Herausforderungen wirtschaftspolitische Fragestellungen, das Vor- und Nachbereiten von Redebeiträgen und Veranstaltungen, sowie die Aufbereitung von Themenfeldern in kurze OnePager, um Maik bei Bedarf einen schnellen inhaltlichen Einstieg zu ermöglichen. Neben der inhaltlichen Arbeit besteht der zweite große Aufgabenblock in organisatorischen Aufgaben, wie die Organisation von Veranstaltungen, die Abstimmungen mit Stakeholdern und die Aktualisierung der Kalender und Kontakte. Zudem fallen immer mal wieder Aufgaben in der Öffentlichkeitsarbeit, vor allem auf Maiks Social Media Plattformen, an.

Die aufgabenbezogene Arbeit wird dabei immer wieder von Terminen und Veranstaltungen unterbrochen. Hier hat man die Möglichkeit, hinter die Fassade der politischen Arbeit in Berlin zu blicken und zu verstehen, wie parteiintern und mit Lobbygruppen geredet und umgegangen wird. Dabei muss ich sagen, dass ich durch den dreimonatigen Einblick in Ausschuss-, AG- und Parlamentssitzungen, bei Terminen, Aussprachen, Panels und Einzelgesprächen wirklich das Gefühl habe, parlamentarische Prozesse und das Ausdiskutieren und Tauziehen, sowie abschließende Kompromiss-Findung im politischen Alltag besser verstanden und verinnerlicht zu haben. Dies ist meiner Auffassung nach ein Privileg, da ein Unterschied zwischen dem bloßen Verständnis und rationalem Erschließen politischer Prozesse und Vorgänge und dem tatsächlichen Miterleben besteht. Für die Einbindung in Aufgaben und Arbeitsgebiete auf der einen Seite und dem Vertrauen und die Freiheiten, alles mitzuerleben und dafür auch mal Aufgaben zurückzustellen auf der anderen Seite möchte ich mich herzlich bei dem Büro von Maik bedanken. Allen Interessent*innen, die Politik in dieser Direktheit miterleben wollen und ausprobieren möchten, ob dies ein berufliche Option für sie darstellt, kann ich nur sehr eine Praktikumsbewerbung nahelegen.

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